Trailrunning Woche Kroatien
Das Trainingslager, ein kollektives Erlebnis!
Die 100 Meilen von Istrien haben gefühlsmäßig „gerade erst“ stattgefunden, mein vierter Gesamtrang hat mich mit Freude erfüllt – die Bedingungen waren nicht leicht, die Konkurrenten viele. Es ist immer wieder toll, hier antreten und ins Ziel kommen zu können.
Doch in diesem Beitrag soll es nicht um eine sehr schöne individuelle Erfahrung gehen, sondern um ein wertvolles kollektives Erlebnis. Aktuell bin ich immer noch in Kroatien und mache in diesen Wochen mit anderen Lauf-Enthusiasten die Trails unsicher. Rabac ist unser Headquarters, von dort brechen wir täglich zwei bis drei Mal zu unseren Läufen aus: reichlich gute Aussicht, nette Wege und (gottlob) perfektes Wetter sind unsere Konstanten.
Einer der Teilnehmer ist ein alter Bekannter, Johann Stockinger aus Baden. Er schreibt auf Facebook (und gab mir die Erlaubnis, ihn hier zu zitieren):
Trailrunning-Camp Rabac Tag 4: Ich weiß, langsam werde ich mit meinen Berichten unglaubwürdig weil ich nichts zu kritisieren habe – immer nur Laufen, Fotografieren, Erleben, Essen, Schlafen … ach ja, und Social Media
Heute begleitet uns übrigens Norbert Wastian von der Trailrunning-Szene, ein Foto-Freak so wie ich selber… Am Vormittag fahren wir mit der Fähre nach Porozina auf die Insel Cres, wir wollen quer über die Insel zur Geier-Aufzuchtstation in Beli laufen. Trotz Sonnenschein ist’s recht kalt und windig auf der Fähre. Aber Gerhard hat uns ermahnt unsere Windjacken mitzunehmen, also wird es eine gemütliche Überfahrt mit traumhaften Ausblicken auf die Küsten- und Inselwelt der Adria. Auf Cres geht es erst kurz über Asphalt doch bald tauchen wir in eine unglaubliche Zauberwelt ein – die Natur ist hier ganz anders als am Festland: rauer, ungezügelter, noch steiniger und holpriger. […] Irgendwann kommen wir zu einem wahrhaft mystischen Platz: Auf einer Wiese steht ein uralter knorriger Baumstrunk der von einem Efeu umrankt wird und der über ihm eine Krone bildet als wollte er den ursprünglichen Baum nachbilden – ich hab so was noch nie gesehen … einmalig! […]
Weiter geht es, durch das verfallene Dorf Niska, durch Hohlwege begrenzt von Steinmauern, weiter über umgestürzte Bäume und einen Steinweg eine Schlucht entlang bergab. Mir macht es Riesenspaß hier zu laufen, auch wenn die Wege schwierig und steinig sind – deswegen bin ich ja da! Und dann taucht Beli aus dem Wald auf – ein Dorf aus zusammengekuschelten Häusern auf einem Hügel am Meer, wie eine Oase menschlichen Lebens nach den ausgestorbenen Dörfern und Gehöften im Landesinneren. […]
Die kühlen Getränke, der Kaffee und das Eis dort tun unglaublich gut, wir plaudern und warten auf die Fähre… aber langsam meldet sich mein Magen. Außer einem Energieriegel habe ich nichts gegessen, und bis zum Abendessen dauert es noch. Aber es hilft nichts, im Hafen-Café gibt es nichts Ordentliches, aber so schnell verhungert man nicht. Am Heimweg fantasieren Janett und ich von Minestrone, Nüssen und Chips, und als es endlich so weit ist, schmeckt mir die kroatische Gulaschsuppe zu Beginn meiner recht chaotischen Menü-Zusammenstellung so gut wie selten zuvor … tja Leute, es tut mir ehrlich leid, aber was soll ich an so einem Tag bloß kritisieren?!
Es sind anstrengende und erholsame Tage gleichermaßen, die wir als Gruppe bei dieser Frühlings-Trailwoche genießen. Wir essen, laufen, schlafen und genießen. Die kroatischen Trails sind die besten Lehrmeister, sie bieten alles, was sich ein Läufer im Gelände erwartet. Mir bleibt eigentlich nur, die Richtung vorzugeben.
Warum ich aber diese Trailwochen besonders liebe ist der Umstand, dass Zeit vorhanden ist! Zeit, sich mit jenen Dingen zu beschäftigen, die in der Hektik des Alltags zumeist zu kurz kommen. Zu Hause wird schnell in das Trainingsgewand geschlüpft, die Kilometer und Höhenmeter abgespult, geduscht und zur nächsten beruflichen oder privaten Aufgabe geeilt. In Kroatien ist nicht nur Zeit für Läufe, sondern auch für Kraft- und Techniktraining, für Stabilisations-, Mobilisations- und Dehnübungen: alles Elemente eines Lebens in Bewegung, die zumeist auf der Strecke bleiben.
So kommen wir auf drei bis vier Einheiten pro Tag, für jeden – vom Beginner bis zum Profi – ist etwas dabei. Langweile kommt keine auf, garantiert.
Ach ja. Eigentlich sollte man nach langen, harten Wettbewerben eine Regenerationswoche einschieben. Meine nach dem „Istrien100“ hab ich mal verschoben. Aber ich hole sie nach, versprochen!
Fotos by: Johann Stockinger, Wolfgang Gams, Ina Forchthammer, Janett Lorkowski, Heinrich Weiß, Norbert Wastian, Erwin Pfeiffer, Gabi Schreiblehner
Wirklich tolle Bilder und tolle Eindrücke, die ihr vermittelt. Da muss ich das nächste Jahr unbedingt mit dabei sein!
Hui – das sieht ja nach jeder Menge Spaß aus…. hoffentlich passt es nächstes Jahr bei mir in den Kalender!!!